Autor: Claus Boelen-Theile
Erstellt: 2015-07-28
Kürten.
Drei Jahre stecken in dieser Mappe. „Die genauen Stunden kann ich nicht zählen“, sagt Bernhard Dahl. Der Biesfelder ist derzeit an den letzten Korrekturen. Was so kurz vor der Vollendung steht, ist ein Mundartlexikon. Eines speziell für Kürten-Biesfeld. Ihm sei es darum gegangen, die Mundart vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Denn: Immer weniger Menschen können etwas mit dem Dialekt anfangen. Beim Sprechen ist das so, aber auch beim Zuhören“, findet Dahl.
Als Kind Biesfelder Mundart gelernt
Er ist aufgewachsen nahe Ahlendung, einem Weiler östlich von Biesfeld. Als Kind hat er Biesfelder Mundart gelernt, von seinen Eltern, von seinen Freunden. Wer sprach schon Hochdeutsch? Keiner. „Hochdeutsch haben wir erst in der Schule gelernt“, erzählt Dahl und schmunzelt. Heute wäre so etwas undenkbar.
Bernhard Dahl liebt die bergische Mundart. Kräftig und deftig sei sie. Und ehrlich. Eine Sprache, die die Dinge beim Namen nenne. Dahl ist seit vielen Jahren ein Mundartautor aus Leidenschaft: Auf Biesfelder Platt hat er in 25 Jahren 25 Stücke für die Theatergruppe des MGV Biesfeld fabuliert. Sein 26. Stück liegt vor, es wird sein letztes sein. Wie auch die Theaterregie aus gesundheitlichen Gründen zurückstehen muss.
Aus dem Lexikon
Hans Wu-escht
nichtssagende Person, Hans Wurst.
Hankaasch
1) dicker, hängender Hintern, Jemand, der alles schleifen lässt;
2) Wat hät dä en Hankaasch / was hat der einen hängenden Hintern.
Dat es en richtijen Hankaasch
/ das ist ein richtiger Trottel.
Hääpchen
Mondsichel (Neumond)
Hä-ed
1) Herd, Herde;
2) Dunn jet op dn Hä-ed / Setz das Essen auf den Herd.
Do komm en Hä-ed Schoofe
/ da kam eine Herde Schafe
Hai
1) kalter Windhauch;
2) Uus demm Daal koom en kaalen Hai / aus dem Tal kam ein kalter Windhauch
Starker Rückzug der Mundart
Aber die Stücke sind wie ein unerschöpfliches Reservoire, aus dem Dahl auch für sein Lexikon geschöpft hat. „Die letzten Jahre musste ich dem Publikum seltene Ausdrücke erklären.“ Für Dahl ist das auch ein Anzeichen für einen immer stärker werdenden Rückzug der Mundart. Dahl spricht übrigens von „Beesfeil“, wenn er Biesfeld meint – die mundartliche Bezeichnung seines Heimatdorfs.
Mit Spickzetteln hielt der Ruheständler während seiner Recherche spontane Einfälle fest. „Es geht auch immer um die Aussprache des Wortes“, erklärt Dahl. Im Dialekt sei es weit verbreitet, dass ein Wort mehrere Begriffe habe. So wie bei Rabau. Damit könne eine Apfelsorte gemeint sein, ein Draufgänger oder auch eine Träne. Zu vielen Wörtern hat Dahl auch einen Beispielsatz notiert, meistens mit Hinweisen zur Betonung. So will er die vermeintlich trockene Lektüre eines Wörterbuchs abwechslungsreicher gestalten.
Über 200 Seiten Lexikon
Insgesamt werden es locker über 200 Seiten sein, die Dahl akkurat gefüllt hat. Dem Computer traut er nicht über den Weg, der Schreibmaschine schon. Korrekturen hat der Verfasser stets von Hand eingetragen und verbessert. Hat er die letzten Seiten abgehakt, will er übrigens noch die Kürtener Ortsnamen in Mundart übersetzen – siehe Beesfeil.
Was Bernhard Dahl allerdings noch fehlt, ist ein Verlag beziehungsweise Herausgeber. Vielleicht hat ja jemand Interesse an meinen Forschungen.“ Er habe sein Mundartlexikon nicht ausarbeiten wollen, nur damit es dann in der Mappe lande.