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Ein beschädigtes Kreuz verbindet Nachbarn

Autor:      Kunibert Förster

Erstellt:   2017-06-10

Die Restaurierung des Winterberger Kreuzes



Seit 124 Jahre steht das Wegekreuz an der Kreuzung Winterberg / Durstenweg / Pfarrer- Pohl-Straße. Das Kreuz ist ein Hofkreuz, das von den Besitzern des nahen Gütchens seinerzeit errichtet wurde, nachdem der Hausherr Jacob Gronewald verstorben war. Für die Winterberger ist es "ihr" Kreuz, an dem es sich gut rasten lässt und das Kulisse für so manches Fest war.

Im Winter 2015 wurde das Kreuz bei einem Sturm durch einen umstürzenden Obstbaum vom Sockel geworfen. Der Anwohner Manfred Haasbach rettet erst einmal die beschädigten Teile. Dann spricht er Kunibert Förster an, der als Mitglied im Kürtener Geschichtsverein gleich die richtige Idee hat, wie man am besten das Kreuz wieder herstellt. Der Verein hat nämlich einschlägige Erfahrungen in der Rettung solcher Kulturgüter. Der Geschichtsverein übernimmt die organisatorischen Tätigkeiten für die Wiederherstellung: Planung der Restaurierung, Einholen von Genehmigung und Angeboten, Auftragserteilung an eine Fachfirma, die das denkmalgeschützte Kreuz wieder in seinen alten Zustand versetzt. Im Winter 2015 wurde das Kreuz bei einem Sturm durch einen umstürzenden Obstbaum vom Sockel geworfen. Der Anwohner Manfred Haasbach rettet erst einmal die beschädigten Teile. Dann spricht er Kunibert Förster an, der als Mitglied im Kürtener Geschichtsverein gleich die richtige Idee hat, wie man am besten das Kreuz wieder herstellt. Der Verein hat nämlich einschlägige Erfahrungen in der Rettung solcher Kulturgüter. Der Geschichtsverein übernimmt die organisatorischen Tätigkeiten für die Wiederherstellung: Planung der Restaurierung, Einholen von Genehmigung und Angeboten, Auftragserteilung an eine Fachfirma, die das denkmalgeschützte Kreuz wieder in seinen alten Zustand versetzt.

Derweil sammeln die beiden engagierten Nachbarn Geld für die Restaurierung und richten die Kreuzumgebung wieder her. Dabei werden bewusst nicht nur die Alteingesessenen angesprochen, die vielfach einen engen Bezug zum Kreuz haben, sondern auch die Neubürger, die erst in jüngster Zeit ihre neuen Häuser im nahen Neubaugebiet bezogen haben. Die Bereitschaft, die Restaurierung des Kreuzes zu unterstützen, ist sehr groß. Auch die Altbesitzer des Kreuzes sind mit einer nennenswerten Summe dabei. Die neuen Besitzer des Kreuzes – es gehört mit dem Grundstück, auf dem es steht, zum Neubaugebiet Winterberg – versichern, dass das Kreuz nach der Restaurierung weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleiben wird.


Nachdem das Kreuz wieder aufgerichtet, das Gärtchen frisch bepflanzt und der gusseiserne Zaum darum neu gestrichen sind, kann die Neueinweihung stattfinden. Am 10. Juni 2017 – einem Samstag, so dass auch berufstätige Nachbarn teilnehmen können – wird bei strahlendem Sonnenschein das Kreuz in einer kleinen Feier neu geweiht und der Öffentlichkeit übergeben.
An die 80 Anwohner sind der Einladung gefolgt und feiern mit. Manfred Haasbach begrüßt alle Nachbarn und Gäste, darunter die Vertreter der beiden Konfessionen, den Vorstand des Geschichtsvereins, ein Mitglied der alten Besitzerfamilie sowie den neuen Besitzer des Kreuzes mit Familie. Er berichtet über die Aktionen zur Rettung und Wiederherstellung des Kreuzes und seine große Bedeutung für die Anwohner.


Die beiden Geistlichen, der katholische Pastor Harald Fischer und der evangelische Pfarrer Ralph Knapp erläutern den Sinn solcher Kreuze, sprechen zusammen mit den Anwesenden das Vaterunser und segnen das Kreuz und die Anwesenden.


Das Kreuz trägt auf einer marmornen Tafel auf dem Sockel die Inschrift:


Rette Deine Seele!

Errichtet

von den Eheleuten

Jakob Gronewald

und

Anna Katharina Dahl

1893.

Im Gemeindearchiv sind zu den genannten Personen folgende Informationen zu finden:


Jacob Grunewald, geboren am 25. Januar 1825, gestorben am 20. September 1892. Er ist im nahen Miebach geboren worden und auch dort verstorben. Seine Eltern sind die "Ackers-Leute Peter Grunewald und Gertrud Weber, beide gestorben zu Miebach“.


Am 24. Februar 1869 – die Ehefrau Anna Catharina war da schon 43 Jahre alt – wurde Sohn Peter in Winterberg geboren. Vermutlich gab es noch mehr Kinder, doch davon ist weiter nichts bekannt


Das Wegekreuz wurde also unmittelbar nach Jacobs Tod (Alter: 67 Jahre) durch die Hinterbliebenen errichtet. Wie man aus der Sterbeurkunde schließen kann, lebte die Ehefrau Anna Catharina Dahl zum Zeitpunkt des Todes ihres Mannes noch.


Über das Leben des Sohnes Peter Grunewald ist nichts weiter bekannt. Er hat vermutlich aber den Hof bald abgegeben, denn irgendwann taucht als neuer Besitzer Johann Pütz auf. Laut mündlicher Überlieferung hat er eine Grunewald aus Miebach geheiratet. Als er nach Jahren verwitwet und kränklich war – er hatte selber keine Nachkommen, holte er sich Josefa Kohlenbach ins Haus, die ihn versorgte und pflegte. Das muß in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg gewesen sein.


Diese Josefa hatte offensichtlich eine soziale Ader. Und sie hatte sich einen guten Ruf als Pflegerin erworben. Nachdem sie bereits ihren Vater bis zu seinem Tod gepflegt hatte, hat sie einen kranken Bauern "Auf der Börsch" (der Weiler Oberbörsch direkt oberhalb von Winterberg) ebenfalls betreut.


Josefa machte ihre Arbeit offensichtlich gut, denn Johann Pütz vermachte ihr aus Dankbarkeit sein Gütchen. Josefa, die ledig geblieben war, hütete und pflegte ihr Erbe. Schließlich aber, als es altersmäßig und gesundheitlich nicht mehr so gut ging, verschenkte sie das Anwesen an ihre Geschwister bzw. Nichten und Neffen, die es heute noch als Erbengemeinschaft besitzen. Sie selber zog sich Anfang der 1950er Jahre nach Bad Godesberg auf ihr Altenteil zurück.


Die Erben verpachteten das Anwesen 1954 an die Familie Kohlgrüber aus Bersten. Willi Kohlgrüber war Bergmann und später Maurer. Den Hof betrieb er als Nebenerwerbsbetrieb. Nachdem Willi Kohlgrüber früh verstorben war, führte Berta Kohlgrüber mit ihrem Sohn Hermann Josef den Betrieb fort.


Rund 40 Jahre lebte die Familie Kohlgrüber auf dem Hof. Berta Kohlgrüber verlässt erst kurze Zeit vor ihrem Tod 1995 das alte Fachwerkhaus. Sohn Hermann Josef (Kolljrövers Jupp") baute sich in den 1980er Jahren ein eigenes Haus in Steeg. Das Gütchen aber bewirtschaftete er weiter. Ohne seine Arbeit als "Hobbybauer" kann er einfach nicht sein. Dabei zieht er vor allem Rinder groß. die aufgrund ihrer rein ökologischen Lebensweise (ohne Düngung der Wiesen und Weiden, ohne Masthilfsstoffe etc.) bestes Rindfleisch liefern.


Das kleine Fachwerkgebäude des Hofes allerdings verfällt mehr und mehr. Ein Teil des Gutes ist inzwischen als Bauland verkauft und erschlossen worden. Rund 25 Familien haben ihre Einfamilienhäuser in den letzten beiden Jahren errichtet und bezogen. So verfällt Altes und Neues erwächst daraus.


Kunibert Förster schließt mit dem Wunsch, dass das Kreuz noch lange an die Stifterfamilie erinnern möge und eine Stätte bleiben möge, an der man sitzen und ausruhen kann! Nun freuen sich alle auf ein kühles Getränk oder einen heißen Kaffee mit einem Stück Kuchen. Bald sind lebhafte Gespräche im Gange. Wechselnde Runden bilden sich, Kontakte zwischen Altanwohnern und Neuzugezogenen aus dem unmittelbar am Kreuz liegenden Neubaugebiet werden geknüpft. Bis in den späten Nachmittag bleiben die Nachbarn zusammen. So wird bei der Feier nicht nur ein restauriertes Kreuz neu geweiht, sondern auch der Grundstein für eine gute Nachbarschaft gelegt.

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