BE_06: Altes Pastorat Bechen

Altes Pastorat Bechen

Bernd Weber

Fassung vom Februar 2021

Warum das 1715 von der Abtei Altenberg neben der St. Antonius Kirche (alter Standort heutiges Caritasheim) gebaute Pfarrhaus 1872 abbrannte, ist nicht überliefert. Da der Priester aber dadurch obdachlos war, hat man von 1876 – 1879 das neue Pfarrhaus im Osbachtal, gegenüber der heutigen kath. Kirche an der L 310 nach Altenberg, ca. 200 Meter talwärts als typisches Bergisches Fachwerkhaus errichtet. Eine großzügige, terrassenförmig angelegte Gartenanlage erstreckte sich ursprünglich über die ganze Wiese von der Landstraße bis hinunter zum Haus. Sie wurde aber auf die heutige Größe zurückgestutzt; es war in der damaligen Zeit zu pflegeintensiv. Die im Volksmund „Ahl Pastorat“ genannte Anlage wurde bis in die 1970 er Jahre von den jeweiligen Bechener Priestern bewohnt.

Das Haus war mit weit über 200 qm Wohnfläche überdimensioniert; es wurde maximal vom Priester und seiner Haushaltshilfe bewohnt, nur gelegentlich kamen befreundete Kleriker zu Besuch. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass Pfarrer Joseph Höfer und seine Haushälterin, Frau Berg, in den direkt neben der Kirche liegenden Gebäudekomplex in eine ebenerdige, wesentlich kleinere Einliegerwohnung umzog. Seitdem stand die Alte Pastorat viele Jahre leer. Ende der 1980 er Jahre wurde es vom Sozialdienst Katholischer Männer Köln (SKM) angemietet. Das Gebäude diente fortan bis Mitte der 1990 er Jahre der Unterbringung von Langzeitsüchtigen, die aber schon soweit resozialisiert waren, dass man hier in Bechen versuchte, eine betreute Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu realisieren.


Hatte schon seit dem Auszug des letzten Pfarrers ein Renovierungsstau bestanden, stand nun das ehemals schmucke Anwesen wieder leer und verfiel zusehends. Die Kirchengemeinde Bechen sah sich gezwungen, das Objekt unter Erbpacht zu verkaufen, ansonsten wäre es nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis die Gebäudesubstanz unrettbar verfallen wäre. Der Käufer sollte vorzugsweise Bechener Mitbürger sein und das Gebäude und seine Geschichte kennen. Im Idealfall sollte es jemand sein, dem man eine sach- und fachgerechte Sanierung im Sinne des Erhalts bzw. Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands zutraute.

Betrachtet man heute die Wohnanlage samt Außen- und Hofbereich, kann man es nur als absoluten Glücksfall bezeichnen, dass die Eheleute Sabine und Hanno Koch, beides Bechener Urgesteine, im Jahre 1999 das Alte Pastorat in Erbpacht erwarben. Mit viel Liebe, Geduld und Sachverstand wurde der Innenbereich in seiner Fachwerkbauweise in den alten Zustand zurückgebaut. Man hatte damals seitens des
Sozialdienst Katholischer Männer Köln (SKM), wegen der großen Anzahl der dort lebenden Personen samt Betreuern, lediglich zweckdienliche Zimmeraufteilungen geschaffen, ohne Rücksicht auf altes Fachwerk, Türen, Wandverkleidungen, authentische Baumaterialien usw...

Neben der Rückführung in den alten Fachwerkzustand des Gebäudes achteten die Eheleute Koch auf ökologische, aber dennoch moderne Bauweise, verbunden mit neuen Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallationen. Den Außenbereich mit naturgerechter Heckenumrandung und terrassierter Gartenanlage hat Gärtnermeister Koch fein abgestimmt auf das Gebäude angelegt. Die typische bergische Hausverschieferung wurde ebenfalls erneuert bzw. instandgesetzt.

Eine wahrhaftig gelungene Rettung eines historischen Gebäudes und alter Bausubstanz, die ihres Gleichen sucht!


Quellen:

- Bilder aus dem Bestand von Norbert Grothoff

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