Hans Reck
Fassung vom Januar 2021
In einer nicht bestätigten Überlieferung wurde bereits im 13. Jahrhundert eine Kapelle erwähnt. Urkundlich bezeugt wurde eine Kapelle 1550 und 1582. Offermannsheide gehörte ursprünglich zur Pfarre Kürten, wurde seit 1790-95 als Kapellengemeinde, ab 1906 als selbstständige Rektoratspfarrei geführt.
Die Kapelle wurde durch die Einnahmen eines verpachteten Bauernhofes (Kapellengut) finanziert. Diese Einnahmen wurden für die Unterhaltung und Instandsetzung der Kapelle verwendet. Einen Teil der Einnahmen musste an den zuständigen Pfarrer in Kürten abgeführt werden. Es kann angenommen werden, dass die Kapelle viele Jahrhunderte hindurch ein eher einsames Dasein mit spärlichen stattfindenden Gottesdiensten gefristet hat.
Das änderte sich 1882/83, als die jetzt bestehende Kirche im Bereich der alten und abgerissenen Kapelle neu errichtet wurde. Der Neubau wurde von Pfarrer Herwegen vorangetrieben. Den Bauplan hatte der Düsseldorfer Franziskaner Bruder Paschalis entworfen. Unter seiner Leitung führten die Baumeister Lob (Lindlar) und Hellman (Much) den Bau aus. Nach nur 18-monatiger Bauzeit erfolgte bereits die Einweihung. Es ist eine neuromanische Saalkirche mit vorgesetztem Westturm aus Grauwackerbruchsteinen. Der halbrunde Chor ist mit Vorjoch und Apsis gestaltet. Die Außenfassade hat verstärkte Pfeiler (Lisenen) mit Rundbogenfriesen. Im Innern befindet sich eine Decke mit schönem Kreuzgewölbe.
Die Kirche wurde mehrfach renoviert und repariert. Die erste Reparatur musste Anfang der 1930er-Jahre durchgeführt werden. Im Jahr 1930 wurden neue Glocken im Turm aufgehängt. Der Turm war beim Bau fehlerhaft errichtet worden. Aufgrund des Betriebs der Glocken zeigten sich bald Risse im Gemäuer. Daraufhin wurde die Kirche baupolizeilich gesperrt. Die Reparatur des Turmes zog sich über Jahre hin; die Kirche war nur eingeschränkt nutzbar. Nach dem Einbau von neuen Glocken im Jahre 1958 kam es erneut zu Rissbildungen. Der Turm musste im Bereich des Glockenstuhls mit einer Armierung versehen und das Mauerwerk verstärkt werden. In den Jahren 1956/57 wurde die Kirche innen vollkommen restauriert. Eine weitere allgemeine Sanierung der Kirche erfolgte 1969/70. Nach einem Blitzeinschlag in die Kirche mussten 2004 Sanierungen von mechanischen Schäden an Mauerwerk und Putz sowie die komplette Erneuerung der elektrischen Anlagen durchgeführt werden. Erwähnenswert ist, dass jeweils eine Glocke zum ersten Weltkrieg und zum zweiten Weltkrieg zur Waffenproduktion konfisziert wurden.
Die Kirche steht seit 1984 unter Denkmalschutz. Die Pfarrei wurde bereits 1993 aufgehoben und nach Biesfeld eingegliedert. Seit 2010 ist sie Teil der Pfarrgemeinde St. Marien Kürten. Zur ursprünglichen Pfarre Offermannsheide gehörten die Orte Engeldorf, Linde, Unterbörsch, Oberclef, Heidmannsauel, Welpertsiefen, Oeldorf, Kleverhof und Schmitte. Zwischen 1906 und 1909 kamen die Sülztalorte Bilstein, Wallerscheid, Georghausen, Hommerich, Welzen, Welzenberg und Tüschen hinzu.
Neben der Kirche befindet sich eine
Gedenktafel
für den bergischen Freiheitskämpfer und Priester
Johann Peter Ommerborn, der während der französischen Besatzung zum Ende des 18. Jahrhunderts und zu Anfang des 19. Jahrhunderts aktiv war. Er war von 1793 – 1796 als Vikar in Offermannsheide tätig. Errichtet wurde die Gedenktafel 1925, gestiftet von der Baronin von Landsberg.
Johann Peter Ommerborn wurde durch seinen Einsatz im Kampf gegen die französischen Revolutionstruppen bekannt. Er stammt aus dem gleichnamigen Ort Ommerborn (gehört jetzt zur Stadt Wipperfürth), 3,5 km östlich von Olpe (Gemeinde Kürten) und wurde am 01. Januar 1762 geboren. Er absolvierte die Gymnsien in Wipperfürth und in Köln. Es folgte das Theologiestudium an der Universität in Köln. Er wurde katholischer Priester; seine Priesterweihe erhielt er am 17. Mai 1788 im hohen Dom zu Köln. Er verstarb am 10. Februar 1837 in Sand (Stadtteil von Bergisch Gladbach) und wurde dort beerdigt.
Vor seiner Zeit als Vikar in Offermannsheide fand der Ausbruch der französischen Revolution im Jahre 1789 statt. Anfänglich ging von der Zielsetzung und Idee der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit eine große Begeisterung auch in deutschen Landen aus. Ab 1792 besetzten französischen Truppen das linksrheinische Rheinland und ab 1795 drangen die Truppen über den Rhein ins bergische Land vor. Es kam es zu Kämpfen mit den kaiserlichen Truppen und zu Übergriffen auf die heimische Bevölkerung. Das veranlasste Johann Peter Ommerborn die Bauern auf ihren Höfen zu warnen, wenn die Franzosen auf Beutezügen waren. Zusammen mit seinem Freund, dem Advokaten Ferdinand Stucker aus Bensberg wurde ein kleines Bauernheer zusammen gestellt. Es gelang dem kleinen Heer die Franzosen mit Nadelstichen an ihrem Tun zu stören. Insgesamt half dieses Vorgehen nicht. So reifte der Plan mit einem großen Bauernheer, die Franzosen, die mit 1200 Soldaten hinter dem Schloss Bensberg lagerten, zu vertreiben. Johann Peter Ommerborn und Ferdinand Stucker sollten das Bauernheer führen. Gruppen von bewaffneten bergischen Bauern lagerten am 18.11.1795 am Hohnsberg (Gemeinde Much) zwischen Much und Marialinden, die zusammen mit kaiserlichen Husaren über Overath nach Bensberg vorpreschen sollten, um die französischen Truppen anzugreifen. Dieser Plan war jedoch an die Franzosen verraten worden. Der Sammelplatz war bereits beim Eintreffen der Bauern von französischen Truppen umzingelt. Die anrückenden französischen Truppen zerstreuten und besiegten die bergischen Bauern. Die meisten konnten aufgrund der besseren Ortskenntnis fliehen. Ferdinand Stucker wurde verwundet und gefangen genommen. Der vorgewarnte Johann Peter Ommerborn konnte fliehen. Die Husaren wurden größtenteils gefangen genommen. Damit war der Aufstand der Bauern gescheitert. Auf Johann Peter Ommerborn wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. Er musste sich verstecken und ging als Feldgeistlicher zum kaiserlichen Heer. Nach dem Friedensvertrag 1797 zwischen Österreich und Frankreich konnte er seine Vikarstelle in Offermannsheide wieder besetzen. Jedoch bereits ab dem 01. Mai 1797 wurde er als Vikar nach Frielingsdorf versetzt. Am 15. März 1826 wurde er als Pfarrer von Sand berufen.
Peter Opladen: Das Dekanat Wipperfürth, Verlag F. Schmitt, Siegburg, 1955
Förster, Kunibert: Offermannsheide - Das Dorf am Rande der Welt - Kürtener Schriften, Geschichtsverein für die Gemeinde Kürten und Umgebung, Heft 6, November 2007
Blumberg, Stefan: Ommerborn im Wandel der Zeit, Förderverein für Brauchtumspflege Ommerborn, Lindlar, September 2017
Lydia Kieven: „Kulturführer Rheinisch-Bergischer Kreis“, Herausgegeben vom Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Rhein Berg e. V. und dem Rheinisch-Bergischen Kreis, S. 169, Heider-Verlag 1998
Gerda Panofsky-Soergel: „Die Denkmäler des Rheinlandes - Rheinisch-Bergischer Kreis –„ Schwann- Verlag Düsseldorf ,1972,
Offermannsheide: Ein Jahrhundert Pfarrkirche St. Peter und Paul, 1883 bis 1983, Chronik eines Pfarrortes, herausgegeben von Heinrich Offermann, Paul Burger und Alfons Mauthe, 1983,
Büchel, Josef, Gronewald, Peter: Bilder aus alter Zeit, Gemeinde Kürten, Dezember 1984,
Gemeinde Kürten: Denkmalliste der Gemeinde Kürten, Denkmal Nr.: 8
Pfarrgemeinde St. Marien Kürten st.marien-kuerten.de