K_07: Pastorat Kürten, ehemaliger Wiedenhof

"Pastorat Kürten", ehemaliger Wiedenhof in Kürten

Ute Jülich

Fassung vom 18.02.2022

Das Alte Pastorat ist das ehemalige katholische Pfarrhaus der Gemeinde Kürten und wurde 1771 unter Pfarrer Pool errichtet.


Heute wird es weiterhin von der Kirche genutzt und gehört zum Gemeindeverband St. Marien.

Die Pfarrei Kürten ist eine Gründung des Kölner Domkapitels


Bei dem in Kürten errichteten ersten Gotteshaus könnte es sich um eine Taufkapelle gehandelt haben. Frühe Taufkirchen aus dem 10./ 11. standen oft unter dem Patronat von Johannes dem Täufer. Es handelte sich dann um eine kleine Kirche aus Holz, in der einige Male im Jahr, meist zu den großen Jahresfesten, eine Messe gefeiert und getauft wurde. Sicher belegt ist in Kürten die Entstehung einer romanischen Kirche aus Stein im 12./13. Jahrhundert, deren Turm aus Bruchsteinen heute noch erhalten ist. Die Kirche war für die damalige Zeit und die abgelegene Lage relativ groß. (Siehe Kirche St. Johannes Baptist). Bei der Bedeutung des Ortes muss auch eine Unterkunft bestanden haben, die nur vermutet werden kann, aber nicht belegt ist.


Wir wissen, dass der erste Seelsorger für Kürten 1360 urkundlich erwähnt wird. Ob er ständig vor Ort war und wo er gewohnt hat, ist nicht bekannt. Über ein Wohngebäude des Pfarrers erfahren wir zum ersten Mal aus einem Visitationsbericht des Erzbistums im Jahre 1550: "[…, dass] das Einkommen des Pfarrers sehr gering ist – er hat keine Renten, nur den Wiedenhof, den er selbst „mit Magd und Knecht bewirtschaftet“.


Es gibt kein eigenes Pfarrhaus – er wohnt offensichtlich im Wiedenhof, der wie selbstverständlich genannt wird.


1650 wird berichtet, dass der Wiedenhof verpachtet war. Wo der Pfarrer gewohnt hat, ist nicht überliefert. Erst über 100 Jahre später ist dokumentiert, dass Pfarrer Pool 1771 an Stelle eines baufälligen Wohnhauses neben dem Wiedenhof ein neues Pfarrhaus aus eigenen Mitteln errichten lässt. Dieses neue Pfarrhaus sehen wir heute in leicht veränderter Form vor uns als Schmuckstück schräg gegenüber der Kirche als „Altes Pastorat“. 


Die Kürtener Pfarre war arm. Von verschiedenen Amtsinhabern wird Kürten als „Ort der Verbannung“ bezeichnet und ein Pfarrer klagt, seine wirtschaftliche Lage sei so schlecht „dass er sich nicht erhalten kann“. Die Größe der Pfarre wird mit 3 Stunden in der Länge und 2 Stunden in der Breite angegeben und das in einem bergigen Land, in dem der Pfarrer weder Pferd noch Wagen besaß.

Erst im 19. Jahrhundert ändert sich die finanzielle Lage des Pfarrers durch geregelte Einnahmen aus dem Wiedenhof und Kapitalzinsen aus Land, das an die Zivilgemeinde verkauft wurde (Schule, Altes Amt, Friedhof) und andere geregelte Einnahmen.


Der Wiedenhof, der immer wieder in den Quellen genannt wird, ist sehr viel älter als das Pfarrhaus und gehört in seiner Funktion zu den ältesten Baulichkeiten in dieser Pfarre. Das Pfarrhaus steht seit 1984 unter Denkmalsschutz.


Pfarrgut


Der Wiedenhof war das Pfarrgut der Kirchgemeinde Kürten und bestand bis 1963. Zuletzt war er an Willi Dahl verpachtet, dessen Familie den Hof seit dem 19. Jahrhundert bewirtschaftete.


Als der Hof 1963 abgerissen wurde, entstand an seiner Stelle das Jugend- und Pfarrheim, das 2020 zu einem Jugendzentrum umgebaut wird.


Quellen:

Opladen, Peter : Das Dekanat Wipperfürth (1956)


Janssen, Wilhelm: Das Bergische Land im Mittelalter

Geschichte des Bergischen Landes Bd 1 (2014)


Schmitz, Dr. Ferdinand: Der Wiedenhof in Kürten

In: Rheinisch Bergischer Kalender 1965

 

Stockberg, Theo „Die ehemaligen Hofes – und Lehnsgerichte in der Gemeinde Kürten

und das Landgericht zu Kürten“. In Kürtener Schriften 5 (2005)


Geschichtsverein für die Gemeinde Kürten und Umgebung e. V.: Von Wegekreuzen, Mühlen und Dolinen,-

Kulturhistorische Zeugnisse in der Gemeinde Kürten -, 2009,


Gemeinde Kürten: Denkmalliste der Gemeinde Kürten, Denkmal Nr.: 002

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