BE_05: Rittergut Pohl Bechen

Rittergut Pohl Bechen

Bernd Weber

Fassung vom Februar 2021

Die Ursprünge des östlich von Bechen liegenden, als Wasserburg konzipierten Ritterguts Pohl liegen im Dunkeln. Herzogtümer und Grafschaften entstanden zumeist im 10./11. Jahrhundert. Die Burgen und Residenzen galten der Besitzstandswahrung und Repräsentation der Macht. Graf Adolf I. von Berg (1093 -1152) gilt als der Begründer des Herzogtums Berg. Das Geschlecht derer von Berg residierte in der Burg Berghe im Dhünntal bei Altenberg, später in Schloß Burg an der Wupper.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Land mehr und mehr erschlossen, es bildeten sich entlang von Handelsstraßen Adelshöfe und Rittergüter, die teilweise als Lehnsgüter dem Landesherren gegenüber abgabepflichtig waren. Verdiente Ritter erhielten oftmals als Lohn für treue Dienste von der Obrigkeit Land zugesprochen, auf dem dann Güter wie in unserem Falle „Zo dem Poyle“ (Pohl) errichtet wurden. In jedem Falle aber mussten „Fuhr- und Spanndienste“ geleistet werden. So auch hier. Der historische Handelsweg - Köln / Wipperfürth/ Soest/ Leipzig und weiter – führt, wo immer möglich über Höhenrücken, denn dort war das ohnehin unwegsame Gelände weniger nass und sumpfig. Manches Mal ließ sich der Weg durch Täler aber nicht vermeiden. Die Herren von Pohl mussten hier den Handelsweg, der oberhalb ihres Gutes verlief, des Öfteren mit Steinen und Hölzern befestigen sowie einen Hohlweg im nahegelegenen Wäldchen in befahrbarem Zustand halten.

Bei ursprünglicher Besiedlung war Pohl ein durch mehrere Fischteiche trockengelegtes Feuchtgebiet. Das Rittergut wurde 1433 erstmals erwähnt, es war seit ca. 1500 im Besitz der Familie Herwegh. Sie besaß das Gut zum Pohl sowie den Hof Herweg bei Bensberg. Durch spätere Teilung der Güter unter die Söhne entstanden die Familien „Herwegh zum Herwegh“ und „Herwegh zum Pohl“.

Der Begründer der Linie Pohl ist Bertram von Herwegh zum Pohl. Er ist mit Maria von Luckerloe verheiratet und führt als Wappen im goldenen Feld drei rote Herzen. Sein Sohn Christian heiratet um 1550 Anna von Overheiden zu Hohkeppel und Kurtenbach. Das Wappen der Overheiden ist ein silberner Schild, in dem von links oben nach rechts unten eine Reihe mit vier und darunter eine Reihe mit 3 roten Kugeln verlaufen. Der Wohnsitz des Ehepaares war
das Haus Pohl, das mit einer Wetterfahne geschmückt wurde, die beide Wappen als Allianzwappen enthielt. Diese, um 1550 geschmiedete Fahne wurde ca. 1950 auf Haus Pohl gefunden und ist seitdem verschollen.  (Bild 1)

Das denkmalgeschützte bergische Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach bildete den Mittelpunkt des stattlichen Gehöftes mit ca. 40 Hektar Besitz. Die einst als Wasserburg ausgebildete Hofanlage war zeitweise von 4 Fischteichen umgeben. Der größte, ca. 150 Meter oberhalb der Hofanlage gelegene Teich, gespeist aus der Quelle des Dürschbaches, besteht heute noch. Die unterhalb am Haus liegenden 3 Teiche wurden zusätzlich durch den Pohler Bach, (entspringt in Heiderjansfeld) und 2 kleinere, aus namenlosen Siefen kommenden Rinnsalen gespeist. Heute sind diese Teiche eingeebnet.

Mittlerweile geteilt durch den alten Verbindungsweg Bechen – Biesfeld liegt auf der dem Hof gegenüberliegenden Seite die dazugehörige Wassermühle mit oberschlächtigem Mühlrad, die „Pohler Kouernmüll“. Diese Getreidemühle wurde mit dem Wasser der Fischteiche über den heute noch in Teilen vorhandenen Mühlteich betrieben. Der Betrieb der Mühle wurde 1927 eingestellt, die angegliederte Bäckerei wurde kurz vor dem 2. Weltkrieg geschlossen, das Mühlrad war bis etwa 1940 erhalten. (Bild 2)

Pohl heute:


Der im Laufe der Jahrhunderte aus der ehemaligen Wasserburg entstandene Hof befindet sich nun schon seit vielen Generationen im Besitz der Familie Fahlenbock und ist einer der wenigen verbliebenen Höfe in Bechen. Der Landwirt bewirtschaftet mit seinem Milchviehbetrieb viele Ländereien in seiner Umgebung, deren dazugehörige Höfe im Laufe der letzten 30 Jahre aufgegeben werden mussten. Jedoch auch hier wird die Luft immer dünner: Wiehernde Amtsschimmel, vielerlei Nachweispflichten statistischer Art, Dünger und Gülleverordnung, und verschärfte Maßnahmen zur Bodenhygiene, Tierschutz und artgerechte Ställe, Investitionen in digitale Technik und vieles mehr. Als neueste Investition erzwingt 2021 die Feuerschutzverordnung die Anlage eines Löschteichs, (vor der Hofeinfahrt), obwohl mehr als genug Wasser aus dem nahegelegenen Fischteich vorhanden wäre, welches aber aus ökologischen Gründen nicht genutzt werden darf.

Nachdem Herr Förster Mühle und Bäckerei aufgegeben hatte, betrieb er nur noch seine kleine Landwirtschaft um seine 11- köpfige Familie „über Wasser“ zu halten. (Bild 3)

Die Pohler Mühle wechselte danach im Laufe der Jahre mehrfach den Besitzer. Das Fachwerkgebäude der ursprünglichen Mühle wurde in den 70ger Jahren durch diverse Baumaßnahmen vor dem Verfall gerettet. Heute wird die Mühle und das angrenzende ehemalige Wirtschaftsgebäude von den Familien Ossenbach und Pütz bewohnt, die sowohl Gebäude als auch die Gesamtanlage liebevoll saniert und restauriert haben. An die historische Wassermühle erinnern nur noch der Zulaufteich und der entsprechende Obergraben.


Quellen:

Hans Kraus: Aus der Geschichte des Hofes Pohl bei Bechen, Rheinisch-Bergischer Kalender 1966, Heimatbuch für den Rheinisch-Bergischen Kreis,

36. Jahrgang, Heider-Verlag Bergisch-Gladbach,


Rainer Stahlke: Lag Bechen am Korallenriff, 2005

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