Autor: Bernd F. Hoffmann
Erstellt: 2013-07-13
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Rund 200 Menschen kamen zum sechsten Tag der Rheinisch-Bergischen Geschichte. Zum sechsten Mal veranstaltete der Kreis mit einem örtlichen Geschichtsverein eine ganztägige Spurensuche.
Ein Tannenwald, davor eine Wiese und ein Aschenplatz, auf dem sich der bekannte Fußballtorwart Tim Wiese seine ersten sportlichen Sporen verdiente – hier würde der unkundige Wanderer keine Eisenerzvorkommen vermuten.
Und doch war in Dürscheid einst der Bergbau mit mehreren Gruben sehr aktiv. Wie aktiv und was davon übrig blieb, das erfuhren die Teilnehmer beim diesjährigen Tag der Rheinisch-Bergischen Geschichte.
Zum sechsten Mal veranstaltete der Kreis mit einem örtlichen Geschichtsverein eine ganztägige Spurensuche. Diesmal war Kürten der Schauplatz, und der Geschichtsverein Kürten hatte mit der Kreisverwaltung ein umfangreiches Programm ausgearbeitet. „Wir wollen damit die Menschen für das Thema Geschichte interessieren. Und die Teilnehmer sollen etwas über ihre Nachbargemeinde erfahren“, erklärte Vize-Landrat Heinz Gerd Neu.
Immerhin 200 Teilnehmer waren nach Dürscheid gekommen, um sich vor Ort über die Kürtener Geschichte zu informieren. Neben einem Vortrag im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus brachen Gruppen zu Bustouren und Wanderungen auf.
Ein Bus fuhr nach Sürth, wo die Mitfahrer zur Ringwallanlage nach Burgheim wandern und das dortige Gemeindearchiv besuchen konnten. Eine weitere Busgruppe sah sich in sechs Ortsteilen sieben Kirchen und Kapellen an. Rund 60 Teilnehmer brachen von der Kirche St. Nikolaus aus auf, um sich in Richtung Spitze und Miebach auf die Spuren des Bergbaus zu begeben.
Geführt wurden die Hobbyforscher von Herbert Ommer und Jürgen Busch. Ommer ist Betriebsleiter des Bergischen Museums, absolvierte einst in der Grube Wüterich ein Praktikum und arbeitete bei der Landesbergbaubehörde. „Ich interessiere mich seit frühester Jugend für den Bergbau“, berichtete Ommer. Busch ist als Mitglied des Geschichtsvereins Kürten nach eigenem Bekunden ein „aktiver Wanderer“ und war die Strecke vor zwei Wochen testweise abgegangen. „Da war das Wetter allerdings besser“, seufzte Busch beim Blick auf den Nieselregen.
Doch Ommers fachkundige Führung sorgte schnell für informativen Sonnenschein . „Jeder Bergbau hinterlässt seine Relikte, auch wenn die Landwirte viele Spuren beseitigt haben“, erklärte der Experte. Die Stadt Bensberg füllte in den 1960er Jahren einige Grubenschächte einfach mit Müll auf. Daraus ist beispielsweise hinter dem DJK-Sportplatz ein bewaldeter Hügel entstanden, wie Ommer erklärte. Wo jetzt nur Hügel, Böschungen und Restschächte an den Bergbau erinnern, da wurde ab dem 18. Jahrhundert aus mehreren Gruben das rostbraune Gold ans Tageslicht gefördert. Wie das Eisenerz in
Dürscheid gefunden wurde, darüber kann Ommer nur noch rätseln: „Vielleicht auf der Suche nach Kalkstein oder beim Umpflügen eines Feldes.“
Fest steht jedenfalls, dass die Industrialisierung Mitte des 18. Jahrhunderts verstärkt Eisenerz erforderte. So entstand ab dem Jahre 1750 auf der Bergkuppe zwischen Spitze und Blissenbach das Grubenfeld Elisabeth-Margarethaglück und zwischen Miebach und Lenzholz das Grubenfeld Katharinaglück. Sie wurden später zur Grube Luther zusammengefasst wurden.
Doch der Dürscheider Bergbau hatte von Anfang an mit erheblichen Standortproblemen zu kämpfen. „Dürscheid war praktisch von allen wichtigen Verkehrswegen abgeschnitten“, erklärte Ommer. Erst ab dem Jahre 1868 sorgte die Eisenbahnlinie zwischen Mülheim am Rhein und Bergisch Gladbach dafür, dass sich die Wege für die Pferdefuhrwerke verkürzten. Die erhoffte Weiterführung der Eisenbahn über Dürscheid nach Wipperfürth und Hagen kam aber über das Planungsstadium nicht hinaus.
Spätestens Anfang des 20. Jahrhunderts war das Eisenerzvorkommen bei Dürscheid weitgehend abgebaut. Geringe Restbestände soll es immer noch geben. „Da dürfen Sie gerne nach graben, aber Geld verdienen Sie damit nicht mehr“, erklärte Ommer den Teilnehmern.