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Exkursion nach Marienheide

Autor:      Kunibert Förster

Erstellt:   2023-09-03 

Besichtigung einer Lambach-Pumpe und der Wehrkirche in Müllenbach


Am 3. September 2022 fuhren 9 Vereinsmitglieder und Gäste des GV Kürten unter Leitung von Walter Fabritius nach Marienheide. Das erste Ziel der Exkursion war die Lambach-Pumpe, die der Verein "Lambach Pumpe Marienheide" mit viel Liebe und noch mehr Einsatz restauriert und in einem ehemaligen Pumpenhaus am Stadtrand von Marienheide nahe der Maschinenfabrik Rüggeberg aufgestellt hat. Sie ist wieder voll funktionsfähig.


In seinem Info-Flyer schreibt der Verein:


"Der Mühlenbauer Gottlieb Lambach in Marienheide erfand um 1890 eine Pumpe, die keine Fremdenergie (wie elektrischen Strom oder Treibstoffe) benötigte und jahrzehntelang zuverlässig funktionierte. Lambach-Pumpen brachten den Menschen in den ländlichen Bergregionen Mitteleuropas Trinkwasser direkt ins Haus, ein Fortschritt, der bis dahin nur wenigen Großstädten vorbehalten war.

Die Firma Wilhelm Lambach in Marienheide-Oberwipper (Wilhelm war der Sohn von Gottlieb) mit ihren zehn Mitarbeitern war schließlich in ganz Europa bekannt. Der Verein Lambach Pumpe Marienheide e.V. hat eine Pumpe restauriert, die von 1911 an bei Wiehl-Pergenroth stand und Marienhagen mit Trinkwasser versorgte. Die historische Lambach-Pumpe steht in einem ebenfalls historischen Pumpenhaus, um 1890 von der Reichsbahn gebaut zur Förderung von Wasser aus der Wupper (die hier noch „Wipper“ heißt) zum Wass erturm beim Bahnhof für die Betankung der Dampflokomotiven. Es ist nur wenige Meter entfernt von dem Ort, an dem die Pumpe vor über 100 Jahren entstanden war. Dort wird die Pumpe vorgeführt und ihre komplizierte und auf den ersten Blick geheimnisvolle Technik leicht verständlich erklärt"


Die Lambach-Pumpe ist eine Wasserpumpe, die ähnlich wie der hydraulische Widder die Energie des Wassers nutz. Im Gegensatz zum Widder arbeitet sie nicht mit der kinetischen Energie des Wassers, sondern mit der potentiellen Energie. Es wird nicht die Fließgeschwindigkeit, sondern der Wasserdruck ausgenutzt.

Lambachpumpen funktionieren als Druckübersetzer / Druckwandler. Viel Wasser mit geringem Druck fördert wenig Wasser mit großem Druck, was gleichbedeutend ist mit einer großen Förderhöhe. Eine druckdichte Rohrleitung führt der Pumpe von einer höher gelegenen Stelle eines Gewässers Wasser zu, das durch seinen statischen Druck einen Triebkolben mit großem Durchmesser aus einem Zylinder drückt. Ein fest am Triebkolben angebrachter Druckkolben mit kleinerem Durchmesser drückt dann das Förderwasser in eine Leitung zum Hochbehälter. Siehe hierzu nachfolgende Abbildung, die eine liegende, doppelt wirkende Pumpe mit den zwei einander gegenüberliegen Doppelzylindern zeigt.


Der Clou der Lambach-Pumpe – und damit die besondere Leistung von Gottlieb Lambach – ist ihre raffinierte Steuerung über Ventile, die durch die Bewegung der Pumpe selber betätigt werden. Eine komplizierter Mechanismus mit Zahnrädern, Schubstangen, Anschlägen, Mitnehmern und einem sich überschlagenden "Hammer" sorgt für eine verläßliche Betätigung der Armaturen und den Bewegungswechsel der Kolben in die jeweils andere Richtung. Erst beim Betrieb der Pumpe wird die Wirkungsweise der nicht leicht zu durchschauenden Konstruktion deutlich.


Lambach-Pumpen erreichen einen hohen Wirkungsgrad von bis zu 90 % und arbeiten sehr zuverlässig, da sie nur wenige bewegliche Teile haben und keine schnellen Bewegungen ausführen (Ein Förderzyklus kann eine Minute oder mehr betragen). Zudem sind sie robust und wartungsarm. Gelegentlich (einmal pro Woche) ein paar Tropfen Öl und nach Jahren die (relativ einfache) Erneuerung der Dichtungen reichen in der Regel aus. Daher können sie auch an abgelegenen Standorten ohne Probleme eingesetzt werden.

Rund 300 Stück Lambach-Pumpen wurden insgesamt produziert. Die Förderleistung reichte je nach Modell von 30 bis 300 Kubikmeter je Tag. Die Verkaufspreise der Maschinen lagen in den 1930er Jahren laut Prospekten zwischen 3700 und 11300 RM (Reichsmark). Das Triebgefälle musste mindestens 2,5 m betragen, die Förderhöhe reichte bis 180 Meter. Als Maximalwert wurden 300 m angegeben. Je nach Typ wog eine Maschine zwischen 800 und 7800 Kilogramm. Die Gesamt-Wirkungsgrade der Wasserförderung dieser verschiedenen Maschinen lagen zwischen 50 und 90 %. Interessant ist ferner, daß jede Anlage individuell ausgelegt wurde (insbesondere die Durchmesser der beiden Kolben) entsprechend den vorhandenen bzw. angestrebten Werten für Triebwassermenge, Fördermenge, Zulaufhöhe und Förderhöhe.

Die gegenüber einem Widder deutlich höheren Kosten wurden in der Regel durch die hohe Zuverlässigkeit und den hohen Wirkungsgrad kompensiert.

Die in Marienheide gezeigte Pumpe ist eine liegende, doppelt wirkende Version (Typ L380), die von Wilhelm Lambach (weiter)entwickelt wurde und besonders häufig verkauft wurde.

Herr Frank Leisner, der Vorsitzender des Vereins
"Lambach Pumpe Marienheide e.V."; führt uns die Pumpe vor. Er erläutert zunächst ihre Funktionsweise und startet dann die Pumpe durch einfaches Öffnen des Zulaufventils.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Pumpe anläuft und die beiden Kolben sich fast geräuschlos gemächlich hin- und herbewegen. Ein Teil des geförderten Wassers wird nach draußen geleitet und treibt dort als optischen Blickfang ein kleines oberschlächtiges Wasserrad an. Der größte Teil des Wassers wird aber wieder der nahen Wipper zugeführt, aus der auch das Triebwasser einige zehn Meter oberhalb des Pumpenhauses abgeleitet wird


Nach dieser sehr anschaulichen Demonstration einer Lambach-Pumpe fahren wir weiter nach Müllenbach, einem ehemals eigenständigen Örtchen, das heute zur Stadt Marienheide gehört. Dort empfängt uns Frau Sonja Denke, die Küsterin der Wehrkirche, die zu den
Bonten Kerken; des Oberbergischen zählt und seit Jahrhunderten der Evangelischen Gemeinde Müllenbach als Gotteshaus dient. Sie führt uns durch die Kirche und berichtet aus der Geschichte des Ortes und der Kirche.

Die Küsterin der evangelischen Kirchengemeinde Müllenbach, Frau Sonja Denke, erläutert die Baugeschichte und die Besonderheiten der Wehrkirche. Deutlich zu erkennen die wuchtigen Mauern im romanischen Teil des Kirchenschiffes.

Der Ort "Mulenbeke" wird 1174 erstmals erwähnt. Grabungsfunde deuten aber auf eine erste Besiedlung schon im 9. Jh. hin.


Zur Kirche heißt es in Wikipedia:

"Die evangelische Wehrkirche in Müllenbach ist in ihrer westfälisch-sächsischen Bauart eine Wehrkirche alter Art, in der die Menschen aus dem Dorf und der Umgebung bei Not und kriegerischen Ereignissen Zuflucht suchten. Von Form und Baustil her handelt es sich um eine dreischiffige romanische Kleinbasilika, wobei der Grundriss des Gotteshauses die typische Form eines Kreuzes zeigt."


Unsere Führerin erläutert aber, daß zunächst der Turm der Kirche als festes Gebäude, aus vor Ort gebrochener Grauwacke errichtet wurde. Etwa 1097 fertiggestellt, diente er als nicht brennbares Schutzbauwerk, aber weniger den Menschen, sondern hauptsächlich für Saatgut. Für den Fall, daß kriegerische Horden einfielen und den umliegenden Bauern alles Eßbare abnahmen und ihr Hab und Gut verbrannten, hatten sie wenigstens im nächsten Frühjahr Saatgetreide für die neue Aussaat. Initiatoren für die Errichtung von Turm und Kirche mögen die Herren von "Möllenbicke" gewesen sein, die in der nahe gelegenen Burg residierten, die aber längst verschwunden ist.

Die Kirche wurde in späterer Zeit mehrfach erweitert und umgebaut. Daher rühren z. B. das gotische Gewölbe im Hauptschiff, das im Verhältnis zur Gesamtgröße der Kirche ziemlich große Querschiff und die beiden Seitenschiffe.


Die Kirche wurde wie eine Reihe weiterer Kirchen im Umkreis ausgemalt, um dem einfachen Volk, das nicht lesen u. schreiben konnte, die Ereignisse aus der Bibel oder aus dem Leben von Heiligen nahezubringen. Leider sind nur noch wenige dieser Darstellungen erhalten. Andere fielen einem allzu strengen Denkmalschutz zum Opfer und wurden übertüncht.

Erwähnenswert sind ferner der achteckige Taufstein aus Drachensfelstrachyt (13. Jh.) und vor allem die "Zuckerhutglocke" – so genannt wegen ihrer Form. 1050 gegossen – also älter als die Kirche selbst, ist sie die älteste Glocke im Oberbergischen. Sie stammt vermutlich aus einem hölzernen Kapellen-Vorgängerbau der Kirche.

Um die Kirche erstreckt sich der ehemalige Kirchhof, der als Zeugen für die hier stattgefundenen Beerdigungen noch zahlreiche Grabkreuze aus dem 17. – 19. Jh. aufweist.


Eine sehr interessante Exkursion ging zu Ende. Leider mußte der geplante gemütliche Abschluß in einem nahe gelegenen Restaurant-Cafe ausfallen, da es noch nicht geöffnet hatte.


Hinweise:

Als Informationsquellen wurden außer den Erläuterungen der Führer Beiträge aus dem Internet (Wikipedia, Stadtinformationen etc.) benutzt.


In der Rubrik
"Filme u. Videos" ist die Lambach-Pumpe in Funktion zu sehen.

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